Statistik verschuldeter Dresdner Haushalte im Jahr 2021: Mietschulden Brennpunktthema
Im Jahr 2021 suchten 3.947 Menschen Unterstützung in den Dresdner Schuldnerberatungsstellen der freien Träger, 2.781 davon kamen zum ersten Mal. Laut Schuldneratlas 2021 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform waren im letzten Jahr 8,3 Prozent der Dresdner Bürger überschuldet. Inzwischen häufen sich die Anfragen von Menschen, die durch die Corona-Krise in eine Verschuldungslage geraten sind. Für sie reichten die Fördermittel nicht aus, um Verdienstausfälle über einen längeren Zeitraum kompensieren zu können. Dies betrifft vor allem Menschen, die im Gastgewerbe tätig sind oder waren und Kleinselbstständige. Weiterhin bestehen nach wie vor die klassischen Verschuldungsursachen: Schicksalsschläge, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Trennung. Mietsteigerungen sind in der Stadt ein Brennpunktthema, dazu kommen vermehrte Ausgaben für Strom und andere Lebenshaltungskosten, die schon vorher knapp bemessene Haushalte in Schieflage geraten lassen.
Unter Berücksichtigung der Familiensysteme der Ratsuchenden profitierten 5.568 Personen von der Schuldnerberatung der freien Träger, davon 2.085 Kinder unter 18 Jahre. Rund 45 Prozent der Neuklienten bezogen ausschließlich oder ergänzend zu ihrem sonstigen Einkommen Hartz-IV-Leistungen. Etwa 15,7 Prozent dieser Klienten waren mit Mietschulden, 9,1 Prozent mit Schulden beim Energieversorger und 9,1 Prozent mit Straf- oder Bußgeldern konfrontiert. Bei diesen Primärschulden besteht sofortiger Handlungsbedarf, um Verlust der Wohnung, Unterbrechung der Stromversorgung oder eine Inhaftierung zu verhindern. Wenn solche Krisensituationen bewältigt sind, unterstützen die Schuldnerberater die Klienten darin, eine Perspektive für eine Zukunft ohne Schulden zu entwickeln.
Der Anteil ratsuchender Rentner ist auf fast 11,5 Prozent gestiegen, 2020 lag der Anteil unter zehn Prozent. Die Stadt Dresden startete im Herbst 2021 eine Initiative mit weitreichenden Unterstützungsangeboten für ältere Menschen. Bei ihnen hat die Pandemie besondere Spuren hinterlassen und die Belastungen durch Einsamkeit verstärkt.
Die anhaltende Corona-Lage verursachte auch 2021 Auswirkungen auf den Beratungsalltag: „Die früher hoch frequentierten offenen Sprechzeiten konnten zeitweise gar nicht, später nur terminiert stattfinden. Der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln mit der 3G-Regel stellte für manche Ratsuchende ein Hindernis für das Aufsuchen der Schuldnerberatungsstelle dar“, berichtet Katrin Thiele, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft Striesen Pentacon e.V.
Steigende Wohnungs- und Lebenshaltungskosten
Die Mietpreise gehen weiter nach oben. Wohnraumknappheit und eine marktorientierte Steigerung der Mieten zwingen Dresdner, einen immer größeren Anteil ihres Gesamteinkommens für ihr Zuhause auszugeben. Verstärkt wird die Situation durch steigende Nebenkosten. Das sind vor allem die Betriebskosten als Anteil der Miete sowie die Energiekosten. „Wohnen wird immer mehr zum Armutsrisiko. Im täglichen Kontakt mit den Menschen, die Unterstützung in unseren AWO Schuldnerberatungsstellen suchen, spüren wir den zunehmenden Druck, den das Thema Miet- und Energiekosten auslöst“, sagt Thomas Pallutt, Geschäftsführer der AWO SONNENSTEIN gemeinnützige GmbH, und ist froh, „dass die AWO und andere freie Träger kontinuierliche Beratungsangebote wie die Schuldnerberatung anbieten können, um bei der Bewältigung persönlicher Existenzkrisen zu unterstützen. Lebensmittel, Ausgaben für Mobilität, Kontoführungsgebühren, Gesundheitskosten, Versicherungen, der öffentlich rechtliche Rundfunk oder auch alle Ausgaben für ein Auto, auf das nicht jeder verzichten kann – überall waren Teuerungen zu verzeichnen. Gespart wurde coronabedingt an Freizeitausgaben. Geschlossene Kinos, Theater, Konzertsäle und Restaurants sowie eingeschränkte Reisemöglichkeiten unterstützten gewissermaßen für manche Menschen die Chance, Rücklagen für Schuldentilgung zu bilden.
Weitere Schwerpunkte der Schuldnerberatung
Schuldnerberatungsstellen leisten auch Aufgaben im Rahmen des Schuldnerschutzes. So wurden im vergangenen Jahr 1.263 Bescheinigungen zur Erhöhung des pfändungsfreien Betrages auf dem P-Konto (Pfändungsschutzkonto) ausgestellt. Am 01.07.2021 erhöhten sich die Pfändungsgrenzen turnusmäßig, so dass einer alleinstehenden Person ohne Unterhaltsverpflichtungen mindestens 1.259,99 € zur Verfügung stehen müssen, ehe ein Pfändungsgläubiger auf das Einkommen zugreifen darf. Zum 01.12.2021 wurde die Zivilprozessordnung bezüglich einiger Regelungen zum P-Konto angepasst, die einen besseren Verbraucherschutz garantieren. Nachzahlungen sozialer Leistungen können nun als unpfändbares Einkommen über Schuldnerberatungsstellen freigegeben werden. Banken müssen ab sofort darüber informieren, wenn eine P-Konto-Bescheinigung nicht mehr gültig sein sollte.
Die soziale Schuldner- und Insolvenzberatung der freien Träger ist kostenfrei
Juliana Schneider, Geschäftsführerin des Caritasverbandes für Dresden e.V., hebt hervor: „Die Beratung ist bei allen drei Trägern für Hilfesuchende absolut vertraulich und in jedem Fall kostenlos. Das ist für die Menschen, die zu uns kommen sehr wichtig, denn Schulden zu haben, heißt oft, isoliert zu sein, sich zu schämen. Einen sicheren Ort zu haben, wie ihn unsere Schuldnerberatungsstellen bieten, ist in vielen Fällen der entscheidende erste Schritt raus aus den Schulden.“
Die soziale Schuldner- und Insolvenzberatung der freien Träger wird von der Landeshauptstadt Dresden und dem Freistaat Sachsen gefördert.
Ansprechpartner für die Medien
Jens Heinrich
AWO SONNENSTEIN gemeinnützige GmbH
Telefon 0351 8588118
jens.heinrich@awo-sonnenstein.de
Annett Gaumnitz
Gemeinnützige Gesellschaft Striesen Pentacon e.V.
Telefon 0351 3122414
schuldnerberatung@striesen-pentacon.de
Anke Schinkel
Caritasverband für Dresden e.V.
Telefon 0351 4984715
schuldnerberatung@caritas-dresden.de
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