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Big Six – häufigste Gründe für Überschuldung

Im Verlauf des Jahres 2015 suchten 681 Ratsuchende Unterstützung in der AWO Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle Pirna sowie deren Außenstellen Heidenau und Neustadt in Sachsen. Dabei kam es zu 1662 Beratungskontakten. Unter Berücksichtigung der Familiensysteme der Ratsuchenden profitierten 1.602 Personen von der Beratung, davon 624 Kinder unter 18 Jahren.

47 Prozent der Neuklienten bezogen ausschließlich oder ergänzend zu ihrem sonstigen Einkommen Leistungen nach SGB II (Hartz IV). Gut 10 Prozent aller Ratsuchenden besaßen beim Erstkontakt aktuelle Mietschulden, knapp 10 Prozent aktuelle Stromschulden sowie 8,5 Prozent Straf- oder Bußgelder. Bei diesen so genannten Primärschulden besteht im Rahmen der Krisenintervention sofortiger Handlungsbedarf. Darüber hinaus wurde zu Themen wie Zwangsvollstreckung, Pfändungsschutz-Konto, Lohnpfändungstabelle, Inkasso und anderen beraten. Nach der Sicherung des Lebensunterhaltes sucht die Schuldnerberatung gemeinsam mit den Ratsuchenden nach einer Perspektive, einem Weg aus den Schulden.

Im November 2015 erschien der Überschuldungsreport des Hamburger Institutes für Finanzdienstleistungen. Die Kernaussagen finden sich in den lokalen Schuldnerberatungen bestätigt: Trotz Wirtschaftswachstum ist kein Rückgang der Überschuldung zu verzeichnen. Bundesweit geht man von 3,36 Millionen überschuldeten Haushalten aus. Die "Big Six" – Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbständigkeit, Scheidung/Trennung, unwirtschaftliche Haushaltsführung und Krankheit – werden in ca. 75 Prozent der Beratungsfälle von den Betroffenen als Überschuldungsgründe genannt. Die Anzahl der "Aufstocker" ist nach wie vor hoch: fast 30 Prozent aller SGB-II-Bezieher. Dies war auch Thema der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung „Arm und überschuldet – trotz Arbeit“ im Juni 2015.

Das Pfändungsschutzkonto hat sich etabliert, bei der Schufa sind inzwischen 1,8 Millionen P-Konten gemeldet. In diesem Zusammenhang führte die Verbraucherzentrale Sachsen 2015 erfolgreich eine Klage gegen eine Dresdner Genossenschaftsbank wegen überhöhter bzw. nicht berechtigter Gebühren für das P-Konto.

Zum 1.7.2015 wurde die Lohnpfändungstabelle angepasst. Parallel dazu erhöhten sich die Pfändungsfreibeträge auf dem P-Konto.

Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz veröffentlichte die Studie „Geld, Finanzen, Schulden – Umgang und Einstellungen der erwachsenen Bevölkerung im Freistaat Sachsen“, die vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden durchgeführt und von der Pirnaer AWO Schuldnerberatungsstelle unterstützt wurde. Die Studie unterlegt wesentliche Zusammenhänge zwischen Einkommen und Überschuldung sowie Verbraucherbildung und Verschuldungsrisiken.

Ende 2015 erschien der SchuldnerAtlas Deutschland 2015 der Creditreform, in dem ein leichter Anstieg der Überschuldung gegenüber dem Vorjahr festgestellt wurde. Die Überschuldungsquote im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liegt zwischen 7 und 8 Prozent aller Haushalte. Oben genannte Verschuldungsursachen bestätigten sich. Als wichtige Maßnahmen gegen diese Entwicklungen fordert der Bericht die Stärkung der öffentlich geförderten Schuldner- und Insolvenzberatung, die politische Sensibilisierung für die Belange überschuldeter Personen, die Förderung von Finanzkompetenz insbesondere von jungen Verbrauchern und eine verantwortungsbewusste Kreditvergabe. Adäquat dazu erbrachte eine Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung nachdrückliche Aussagen bezüglich der Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit sozialer Schuldner- und Insolvenzberatung.

Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die Schuldnerberatung der freien Träger wie der AWO kostenfrei.

Pressekontakt
Gregor Gantert
Telefon 03501 522154
gregor.gantert@awo-sonnenstein.de

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