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Schulden machen krank – Krankheit macht Schulden

Frau K. ist gerade 50 Jahre alt, als sie eine niederschmetternde Diagnose vom Arzt bekommt. Von heute auf morgen kann sie nicht mehr arbeiten. Nach sechs Wochen Krankschreibung erhält sie nur noch Krankengeld und muss mit 70 Prozent ihres vorherigen Bruttoentgeltes auskommen. Zur Krankheit und der daraus resultierenden hohen psychischen Belastung kommen für Frau K. nun auch große finanzielle Sorgen. Zudem erfolgen die Krankengeldzahlungen unregelmäßig, so dass Frau K. bisher kontinuierlich veranlasste Zahlungen nicht mehr leisten kann. Mietschulden entstehen. Sie bemüht sich, mit dem Vermieter Ratenzahlungen zu vereinbaren, doch er sichert sich seine Forderung gerichtlich und will den Weg über die Zwangsvollstreckung gehen. Schließlich gelingt es Frau K. doch, dass ihr Vermieter der Ratenzahlung zustimmt. Als sie aber nach 18 Monaten Krankheit noch nicht wieder arbeiten kann und Arbeitslosengeld II beantragen muss, ist sie auch zur Zahlung der Raten nicht mehr in der Lage. Verzweifelt wendet sie sich an die AWO-Schuldnerberatung in Dresden-Pieschen. Hier findet sie Unterstützung bei der Bearbeitung ihrer finanziellen Probleme und zugleich ein offenes Ohr für ihre Geschichte.

Nach der Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes sind Erkrankung, Sucht oder ein Unfall die Hauptauslöser für mehr als jede zehnte Überschuldung in Deutschland. Gesundheitliche Probleme wirken sich negativ auf die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aktivitäten der Menschen aus. Sie schwächen ihre soziale Handlungsfähigkeit und wirken so problemverschärfend.

Die Aktionswoche 2016 der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e. V. macht den Zusammenhang von Schulden und Krankheit zum Thema.

Der Wechselwirkung zwischen Überschuldung/Armut und mangelhaftem Gesundheitszustand bis hin zu geringerer Lebenserwartung ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Überschuldete und einkommensarme Menschen haben im Vergleich zu anderen ein höheres Risiko zu erkranken. Sie leiden häufig an einer oder sogar mehreren Erkrankungen. Ihre Teilhabechancen am gesellschaftlichen Leben und an den sozialen Sicherungssystemen sind eingeschränkt. Die Studie „Armut, Schulden und Gesundheit“ des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz von 2008 (ASG-Studie) hat dies eindrücklich belegt.

Überschuldung bedeutet für die Betroffenen häufig eine völlige Destabilisierung ihrer Existenz. Sie sind Stress und psychischem Druck ausgesetzt, was wiederum zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. Fast 40 Prozent der Teilnehmenden an der ASG-Studie bejahten die Aussage „Ich bin wegen der Schuldensituation krank geworden“. Dabei liegen die psychischen Erkrankungen ganz weit vorn. Aber auch körperliche Erkrankungen werden genannt und oftmals tauchen sowohl psychische als auch physische Krankheitsbilder auf bzw. bedingen sich gegenseitig.

Menschen, die durch eine Krankheit in die Überschuldung geraten, müssen sowohl gegen die Krankheit als auch gegen die Überschuldung ankämpfen. Ein Handwerker, der beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall stark in seinem Bewegungsspielraum eingeschränkt ist, wird seinen Job nicht länger ausüben können. Der Arbeitsplatzverlust bringt in der Regel einen finanziellen Abstieg mit sich. Vor der Arbeitslosigkeit abgeschlossene Ratenkredite können dann oftmals nicht mehr bedient werden.

Hinzu kommt, dass gerade kranke, überschuldete Menschen das Gesundheitssystem häufig nicht nutzen. Viele Überschuldete lassen ärztliche Untersuchungen nicht durchführen oder kaufen Medikamente nicht, da diese mit Zuzahlungen aus dem eigenen Budget verbunden sind.

Nicht von der Hand zu weisen sind Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der in Not geratenen Menschen. In den Schuldnerberatungsstellen der freien Träger der Landeshauptstadt Dresden, zu denen die AWO Schuldnerberatungsstellen in Pieschen, Prohlis und Gorbitz gehören, beraten Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen deshalb nicht nur hinsichtlich gesetzlicher Vorschriften, Rechte und Pflichten, sondern betrachten die Gesamtsituation und versuchen, die Ratsuchenden psychosozial zu stabilisieren und ihnen wieder Zuversicht und Lebensmut zu geben.

Nach langwierigen Verhandlungen ist es der AWO Schuldnerberatung gelungen, mit dem ehemaligen Vermieter – Frau K. ist inzwischen umgezogen - einen Vergleich zu vereinbaren. Frau K. hat dafür eisern gespart und von ihrem Mindesteinkommen Geld für den Schuldenausgleich zurückgelegt. Nach erfolgter Zahlung und Bestätigung des Schuldenerlasses ist ihr eine zentnerschwere Last von der Seele genommen. Dies hat auch positive Auswirkungen auf ihr gesundheitliches Befinden. Frau K. kann nun wieder optimistischer auf ihre Lebenssituation blicken.

Kontakt
Jens Heinrich und Gudrun Richter
AWO Schuldner- und Insolvenzberatung
Leipziger Straße 97
01127 Dresden
Telefon 0351 8588118
sb.pieschen@awo-sonnenstein.de

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