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Unterstützte Kommunikation - inklusive Teilhabe in den AWO Pirnaer Werkstätten

In den Förder- und Betreuungsbereichen der AWO Pirnaer Werkstätten werden 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit erhöhtem Assistenzbedarf auf Grund schwerer und schwerster körperlicher und geistiger Behinderung individuell betreut und gefördert.

Seit nun sieben Jahren arbeitet der Pirnaer Förder- und Betreuungsbereich mit Unterstützter Kommunikation. Als das Gruppenleiterteam begann, sich mit Unterstützter Kommunikation auseinanderzusetzen, stand dieses Thema in der Arbeit mit schwerstmehrfachbehinderten Menschen noch ganz am Anfang. Aber das Fachteam suchte nach Wegen, die Wünsche und Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der betreuten Mitarbeiter zu erfassen, um ihnen auf dieser Basis einen sinnvollen und erfüllten Arbeitsalltag mit mehr Selbstbestimmung zu gestalten. Vor den Gruppenleitern standen viele Fragen: Wie kann eine Ansteuerung gelingen, wenn die Bereiche Motorik, Seh- und Hörfähigkeit, Kognition, Sprachverständnis und Sprachproduktion eingeschränkt sind? Welche Materialien können eingesetzt werden? Wie mit verfestigten Kommunikations- und Verhaltensmustern umgehen? Wie sehen die Bezugspersonen aus dem erweiterten sozialen Umfeld die Bemühungen? Wie können bestehende Vorurteile abgebaut werden?

Das Fachteam machte sich auf den Weg, neue Kommunikationswege für die betreuten Mitarbeiter über Unterstützte Kommunikation zu erschließen. Es begann mit einem BIGmack, einem großen Taster mit Sprachausgabe, der von den betreuten Mitarbeitern zwischen den Lebenswelten Arbeit und Wohnform genutzt wurde, um selbstständig Ereignisse mitteilen zu können. Dieses Hilfsmittel wurde sehr gut angenommen. Die Gruppenleiter erarbeiteten neue konzeptionelle Ansätze, Verfahren und Materialien. Weitere Fortschritte stellten sich ein. So konnte eine junge Frau, die aufgrund ihrer Tetraparese nur minimale Bewegungen mit ihrem Kopf ausführen kann und zu keinerlei Lautäußerungen in der Lage ist, durch einen Kommunikationscomputer mit Kopftaster befähigt werden, sich selbständig lautsprachlich zu äußern. Ein fachlicher Austausch mit Sprachtherapeuten/Logopäden war leider nur begrenzt möglich, da Unterstützte Kommunikation auch in diesem Fachbereich noch Neuland war.

Heute verfügt im Pirnaer Förder- und Betreuungsbereich jeder Mitarbeiter mit Behinderung über Möglichkeiten, sich alternativ mitzuteilen, seine Interessen zu äußern und so den Arbeitstag aktiv mitzugestalten. Mit alternativen Kommunikationshilfen können Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen eindeutig verstehbar formuliert und Missverständnisse vermieden werden. Die geschaffenen Strukturen befähigen dieunterstützt kommunizierenden Mitarbeiter, ihre subjektiven Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen.Die Selbstbestimmung geht einher mit einem kontinuierlichen intensiven Lernprozess. Alle Mitarbeiter mit Behinderung bestimmen inzwischen die Wochenplanung mit und führen Beziehungsgespräche. Neue Entscheidungsräume entstanden, Konflikt- und Krisensituationen können besser bearbeitet werden. Im Förder- und Betreuungsbereich wuchsen eine neue Kommunikationskultur, ein neues Miteinander.

Der Prozess forderte von den Gruppenleitern Kraft und langen Atem. Teamgeist und hohes Engagement sind der Unterpfand für das Erreichte: Im Pirnaer Förder- und Betreuungsbereich ist es selbstverständlich geworden, dass Menschen mit verbalen Einschränkungen die Unterstützte Kommunikation als Voraussetzung für die Teilhabe an der Gemeinschaft nutzen.

Inzwischen ist das Team in einer Phase angekommen, in der Fragen der Qualitätssicherung diskutiert werden. Strukturelle, personelle, materielle und finanzielle Ressourcen sind in Förder- und Betreuungs-bereichen knapp bemessen. Damit die fachlichen Standards für die unterstützt kommunizierenden Mitarbeiter nachhaltig genutzt werden können, plädiert das Gruppenleiterteam für einen qualifizierten Koordinator für Unterstützte Kommunikation zur Unterstützung aller Mitarbeiter der WfbM in individuellen und gruppenübergreifenden Fragen. Mehr Durchlässigkeit zwischen dem Förder- und Betreuungsbereich und dem Arbeitsbereich der Werkstatt soll auch Menschen mit schweren Einschränkungen Chancen auf durch Arbeitsassistenz unterstützte Arbeitsteilhabe ermöglichen.

Die AWO SONNENSTEIN gemeinnützige GmbH als Träger der Pirnaer Werkstätten, in deren drei Betriebs-stätten über 500 Menschen mit Behinderung arbeiten, setzt sich im Sinne der UN-Behindertenrechts-konvention dafür ein, dass kommunikative Barrieren abgebaut werden und dass es zum Selbstverständnis unserer Gesellschaft wird, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich nach ihren Fähigkeiten zu äußern, unabhängig davon, welche Kommunikationsformen oder Hilfsmittel benutzt werden.

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